Wintererbsen-Sortenvergleiche

Da es an praxisrelevanten Aussagen zur Eignung von verschiedenen Wintererbsentypen im Mischfruchtanbau mit Triticale unter ökologischer Bewirtschaftung in Niedersachsen mangelt, sollte untersucht werden, ob ein Mischanbau von rankenden mit vollblättrigen Erbsen im Hinblick auf Ertrag, Standfestigkeit und Beikrautunterdrückung die bessere Lösung für die Praxis als der Anbau nur einer Erbsensorte im Mischfruchtanbau mit Wintertriticale sein könnte. Aus dem Vergleich von Handelssorten sollten Sortenempfehlungen für die Praxis abgeleitet werden. Nicht zuletzt sollte anhand des erweiterten Spektrums von Zuchtstämmen geprüft werden, welche morphologischen Typen für den ökologischen Mischfruchtanbau besser geeignet wären. Das Sortimentsspektrum umfasst daher Unterschiede hinsichtlich Blatttypen, Pflanzenlänge, Blühbeginn und Korngröße. Es handelte sich um nahezu ausschließlich weißblühende Formen.

Die Untersuchung begann zunächst in der Vegetation 2017/18 am Versuchsstandort der Hochschule Osnabrück. Leider hat dieser Versuch über Winter in einer Weise gelitten, dass eine sinnvolle Auswertung nicht mehr zu erwarten war. Er musste daher abgebrochen und eingemulcht werden. Ab der Vegetation 2018/19 wurde der Versuch am Standort Köhlingen bei 21371 Tosterglope fortgesetzt. Bei den Wintererbsen wurde ein Saatstärke von 70 Korn/m² und für den Mischungspartner Wintertriticale 120 Korn/m² eingewogen. Die Ertragsauswertung erfolgte über ein geostatistisches Verfahren, welches auf der Basis auch einer unterschiedlichen Anzahl Wiederholungen die beste Genauigkeit erzielen kann. Der Witterungsverlauf trug dazu bei, dass die Erbsenerträge auf einem extrem unterdurchschnittlichen Niveau blieben, so dass noch keine allgemeinen Aussagen abgeleitet werden konnten. In der Vegetation 2019/20 wurde der Versuch in einer Entfernung von 500m zum Vorjahresstandort und in der Vegetation 2020/21 in einer Entfernung von 2.000m in vergleichbarer Weise weitergeführt. In diesen beiden Jahren entwickelten sich die Bestände für den Standort sehr gut und konnten daher auf verschiedene Zusammenhänge hin ausgewertet werden.

Die Versuchsvorbereitung und -durchführung von der Aussaat bis zur Ernte inkl. Bonituren wie Stand vor Winter, Stand nach Winter bzgl. Winterhärte im März, Stand nach Winter bzgl. Wechselfrostempfindlichkeit, Kulturdeckungsgrad als Beikrautkonkurrenz, gegebenenfalls Stängel- und Blattkrankheiten, Blühbeginn, Pflanzenlänge und/oder Bestandeshöhe zum Blühende, Standfestigkeit und Bestandeshöhe zur Druschreife lag in der Hand der Cultivari Getreidezüchtungsforschung Darzau. Nach Drusch und Trocknung wurde die Ernte in Erbsen und Triticale separiert, die Erträge erfasst und die Proben aufbereitet bzw. gereinigt, sowie das Tausendkorngewicht bestimmt und ggf. der Rohproteingehalt mittels Nahinfrarotmessung geschätzt. Die ausführlicheren Ergebnisse finden sich in den verlinkten PDF-Dateien.

Hinsichtlich des Mischungspartners Triticale fanden parallel erste vergleichende Untersuchungen statt, die in 2022 abgeschlossen werden. Triticale sollte nicht zu spät reifen, damit zum Drusch nicht auf die Abreife von Triticale gewartet werden muss. Triticale sollte aber auch nicht zu früh zu üppig davon wachsen, wodurch die Erbsen in der Entwicklung unterdrückt werden.

In der Vegetation 2020/21 entwickelten sich die Bestände wie im Vorjahr über den milden Winter sehr gut und im weiteren Verlauf gegenüber dem Vorjahr noch deutlich üppiger, insbesondere die Vollblatterbsen betreffend, so dass schon bald nach der Blüte, angefangen mit den langwüchsigen Erbsen, die Bestände nach und nach zu Boden gezogen wurden, wobei die Vollblatterbsen gegenüber den im Wuchs ähnlichen Halbblatterbsen immer etwas früher zu Boden gingen. Für den Mischanbau mit Triticale erwiesen sich in 2021 die Wintererbsen Granger, Pandora, SzarvasiAndrea und Joringel als bevorzugenswerter. Die nur zur Ernte 2021 mitgeprüften kurzen und frühreifen Wintererbsen Aviron, Balltrap, Furious und Fresnel blieben hinsichtlich Erbsenertrag und Gesamtertrag auf sehr niedrigem Niveau.
In dem weniger wachstumsfreudigen und trockeneren Jahr 2020 mit später einsetzender Lagerneigung schnitten die langwüchsigen, vollblättrigen Erbsentypen besser ab, im feuchteren Jahr 2021 mit üppigerem Erbsenwachstum die langwüchsigen, rankenden Erbsentypen. Insgesamt hob sich die Mischung aus den beiden mittellangen Pandora (vollblättrig) und Kolinda (rankend) hervor. Hervorzuheben ist auch, dass die im Wachstum besonders üppige SzarvasiAndrea und von den Vollgeschwistern Jorinde&Joringel mal die eine und mal die andere unter den besonders ertragreichen Wintererbsen zu finden waren.
Beim Vergleich nah verwandter Voll- und Halbblatttypen mit ihren Mischungen waren die Halbblatttypen mal im Vorteil (2021) mal im Nachteil (2020). Die Kombinationen von Kolinda mit Pandora, von Szarvasi mit Karolina und Jorinde&Joringel sind unter ertraglichen Gesichtspunkten oder mit Rücksicht auf den Rohproteingehalt für den Triticale-Mischfruchtanbau empfehlenswert. Aufgrund des breiten Spektrums der Rohproteingehalte, bei denen überwiegend kleinkörnige Erbsen höhere Gehalte erreichten, sollte dieses Merkmal mehr beachtet werden. Über alle Kombinationen in beiden Jahren hinweg ergab sich kein statistisch signifikanter Effekt für Vollblättrige, Rankende oder Mischungen. Es hing vom Einzelfall in Relation zum Wettergeschehen ab, was aber durchaus für Mischungen spricht.
Die langen Wintererbsensorten erwiesen sich in der Mischung mit Triticale in den hier dargestellten Ergebnissen aus Nord-Ost-Niedersachsen als die besser geeigneten. Dabei zeigte der Mischfruchtanbau ein Kompensationsvermögen durch Triticale bei zu schwachen Erbsen, auf das im Reinanbau verzichtet werden muss, denn je nach Erbsensorte konnte bei einem Mischfrucht-Gesamtertrag von 3t/ha der Erbsenanteil zwischen 50% und 75% liegen.

Bericht zum Wintererbsen-Sortenvergleich über die beiden Erntejahre 2020 und 2021 als PDF

Versuchsablauf

Die Versuchsfläche befand sich 2020/21 auf dem Demeter-Betrieb Pahlow, rund 2000m entfernt von der Vorjahresfläche bei 21371 Tosterglope-Köhlingen. Die Bodenart war sandiger Lehm mit Vorfrucht Sommerhafer. Die Aussaat erfolgte am 24.September 2020 für alle Prüfglieder mit je drei Wiederholungen in einer randomisierten Abfolge auf Parzellen von 7,5m² (Erntefläche). Implementiert waren sechs Kombinationen nahisogener Voll-/Halbblatttypen im Mischungsverhältnis von 1:1. Die Saatstärke der Erbsen betrug 70 Korn/m², die der Wintertriticalesorte Jokari 120 Korn/m². Der Parzellendrusch erfolgte am 20. Juli 2021.

In der Vegetation 2019/20 entwickelten sich die Bestände über den sehr milden und ausreichend feuchten Winter verhältnismäßig gut. Die sehr langwüchsigen Erbsen zogen die Bestände letztendlich stark zu Boden, dominierten aber dennoch die Ertragsauswertung. Für den Mischanbau mit Triticale erwiesen sich die langwüchsigen Wintererbsen Nischkes, EFB33, Karolina, SzarvasiAndrea, Arkta und Granger im Hinblick auf die Ertragsbildung als bevorzugenswerter gegenüber den mittelkurzen Wuchstypen Pandora, Specter, Kolinda und Boreal, die allerdings aufgrund ihrer Weißblütigkeit und hellen Kornfarbe von der Praxis bevorzugt werden. Mit dem Blickwinkel auf Erbsenertrag, Rohproteingehalt, Weißblütigkeit und Hellkörnigkeit zeichnen sich mit Jorinde und Joringel zwei interessante Sortenkandidaten für die Praxis ab, die auch für eine alternative Grünschnittnutzung in Frage kommen.

Schon im Vorjahr trotz extrem widriger Umstände mit sehr schwachen Erbsenerträgen hatte sich abgezeichnet, dass kurze Erbsen im Mischanbau mit Triticale allzu sehr unterdrückt wurden und die höchsten Erbsenerträge mit den langwüchsen Typen erzielt wurden. Das hat sich im Anbau 2019/20 auf normalem Ertragsniveau bestätigt. Wie im Vorjahr war dies erneut prinzipiell unabhängig vom Blatttyp.

Beim Vergleich nahisogener Voll- und Halbblatttypen mit ihren Mischungen schnitten die Halbblatttypen entweder gegenüber dem Vollblatttyp oder gegenüber der Mischung ertraglich tendenziell schlechter ab. Ansonsten war kein durchgehender Vorteil der Mischungen gegenüber den Reinformen festzustellen, da es vermutlich vom Einzelfall der Kombination abhängt, ob Vollblatttyp oder Mischung zu bevorzugen wären, was zur besseren Beurteilung mehr unterschiedliche Standorte erfordert.

Bemerkenswert ist auch, dass sich statistisch gesehen mit kleinkörnigeren Wintererbsen höhere Rohproteingehalte erzielen lassen. Sehr hohe Rohproteingehalte wie bei einigen Zuchtstämmen konnten nur mit einem niedrigeren Ertrag erzielt werden. 

 

Zwischenbericht zum Wintererbsen-Sortenvergleich in der Vegetation 2019/20 als PDF.

Versuchsablauf

Die Versuchsfläche befand sich 2019/20 auf dem Bioland-Betrieb Lübio GbR, rund 500m entfernt von der Vorjahresfläche bei 21371 Tosterglope-Köhlingen. Die Bodenart war sandiger Lehm mit Vorfrucht Sommerhafer (Vorjahr Sommergerste). Die Aussaat erfolgte am 18.September 2019 mit 11 Handelssorten zu je vier Wiederholungen und 32 Zuchtstämmen zu je zwei Wiederholungen in einer randomisierten Abfolge auf Parzellen von 7,5m² (Erntefläche). Implementiert waren acht Kombinationen nahisogener Voll-/Halbblatttypen im Mischungsverhältnis von 1:1 in je zwei Wiederholungen. Die Saatstärke der Erbsen betrug 70 Korn/m², die der Wintertriticalesorte Agostino 120 Korn/m². Am 23.9.2020 wurde das biol-dyn. Hornmistpräparat gespritzt. Der Parzellendrusch erfolgte am 18. Juli 2020.

In der Vegetation 2018/19 entwickelten sich die Bestände über den sehr milden, aber trockenen Winter verhältnismäßig gut. Die Bestandesdichte blieb jedoch auf niedrigem Niveau. Allerdings traf den Versuch ein Hagelsturm am 16. Juni, der vor allem die Erbsenpflanzen, -blätter und -hülsen stark in Mitleidenschaft gezogen hat. Letztendlich fanden sich sehr viele leere Hülsen oder solche mit nur noch stecknadelkopfgroßen Körnern. Die Tausendkorngewichte blieben unterdurchschnittlich und die Erträge der Erbsen auf extrem niedrigem Niveau. Wintertriticale konnte dieses Ertragsdefizit unter betriebsökonomischen Gesichtspunkten zwar noch sehr gut ausgleichen, jedoch sind die Erbsensortenunterschiede für Praxisempfehlungen im Detail nicht repräsentativ. Für Sortenempfehlungen muss der Versuch wiederholt werden. Unter den widrigen Umständen zeichnete sich dennoch ab, dass kurze Erbsen allzu sehr unterdrückt wurden und die höchsten Erbsenerträge mit den langwüchsen Typen erzielt wurden. Dabei erschien dies prinzipiell unabhängig vom Blatttyp zu sein. Mangels „Erbsenertrag“ war die Beurteilung von Lagerneigung und damit möglicherweise verbundener unterschiedlicher Beikrautkonkurrenzierung in Abhängigkeit vom Blatttyp nicht beurteilbar. Ertraglich brachte die Mischung der nahisogenen Voll- und Halbblatttypen im Durchschnitt keinen Ertragsvorteil gegenüber dem Mittel der Reinform. Dies war nur bei einer Kombination langwüchsiger Wintererbsenzuchtlinien der Fall und ist als Einzelergebnis für eine prinzipielle Ableitung nicht ausreichend. Auch dieser Teilaspekt der Versuchsfragestellung muss daher wiederholt werden. Die höchsten Erbsenerträge wurden in der Kreuzungsgruppe DZP0801e mit langwüchsen Wintererbsentypen erreicht.

Zwischenbericht zum Wintererbsen-Sortenvergleich in der Vegetation 2018/19 als PDF.

Versuchsablauf

Die Versuchsfläche befand sich auf dem Bioland-Betrieb von Andreas Wenk bei 21371 Tosterglope-Köhlingen. Die Bodenart war sandiger Lehm mit Vorfrucht Sommergerste. Die Aussaat erfolgte am 17.September 2018 in einer randomisierten Abfolge auf Parzellen von 7,5m² (Erntefläche). Am 6.11.2018 wurde maschinell gehackt. Der Parzellendrusch erfolgte am 19.Juli 2019.

Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen gefördert über das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde dieses Vorhaben in den Anbaujahren 2018/19, 2019/20 und 2020/21 auf ökozertifizierten Versuchsflächen um den Ortsteil Köhlingen bei 21371 Tosterglope durchgeführt. Die Ergebnisse stehen oben zum Download zur Verfügung.