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Cultivari Öko-Getreidezüchtung

Lichtkornroggen ®

  • Saatgutbezug:

    Zur Aussaat sind je nach Korngewicht und Keimfähigkeit ca. 100kg/ha erforderlich.

    Ökologisch erzeugtes Saatgut von Lichtkornroggen® ist über Öko-Korn-Nord in Betzendorf bei Lüneburg erhältlich (Tel.: +49-4138-5106-0). Bitte wundern Sie sich (nicht), wenn auf dem Saatgutetikett "LiKoRo" und die BSA-Kenn-Nr. RW1148 vermerkt ist, da das BSA die Eintragung der Sorte unter der geschützen Markenbezeichnung Lichtkornroggen verweigert hat. Dieser Bezeichnungszwang trifft aber nur den Saatguthandel. Wenn "Lichtkornroggen" auf den Lieferscheinen vom Erhaltungszüchter bis zum Verarbeiter zu finden ist, darf der Name weiterhin verwendet werden (eine ökologische Erzeugung ist dafür allerdings unverzichtbar). Die Zulassung als Erhaltungssorte erfolgte am 23.9.2011. Seither kann mit dem in Darzau erzeugten Züchtersaatgut aus der Erhaltungszüchtung bundesweit ökologisches Handelssaatgut von Lichtkornroggen erzeugt werden.

    Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte
    Bei Demeter-Erzeugnissen unter Verwendung von Lichtkornroggen darf darauf hingewiesen werden, dass es sich bei Lichtkornroggen um eine "biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte" handelt. Dies wurde Lichtkornroggen als erster Getreidesorte überhaupt mit Datum vom 10.Februar 2010 von Demeter bescheinigt.
    Mehr zur Zertifizierung biologisch-dynamisch gezüchteter Sorten in den Demeter-Pflanzenzuchtrichtlinien.

    Sortenversuche mit Lichtkornroggen
    Hinweis: Saatgut ökologischer Herkunft schneidet im Durchschnitt ertraglich schlechter ab als Saatgut der gleichen Sorte konventioneller Herkunft. Das kann an Korngrösse und Eiweißgehalt des Saatkorns liegen. Aufgrund der Saatgutqualität kann es im Einzelfall zu erheblichen Abweichungen kommen. Extreme Ausreisserwerte können aber auch andere Gründe haben, die nicht immer bekannt sind.

  • Werdegangbeschreibung:

    Seit 1989 wurden Einzelähren- und Einzelpflanzenauslesen (jährlich schwankend mit 100 bis 500 Nachkommenschaften, ab dem Jahr 2000 mit konstant ca. 160) unter offener Bestäubung im Wechsel von winternahem und sommernahem Anbau auf leichten bis mittleren Böden unter biologisch-dynamischer Bewirtschaftung auf Betrieben in und um Darzau kontinuierlich angebaut. Ab dem Jahr 2001 wurden die wesentlichen Charaktereigenschaften der Sorte erreicht. Seither wird sukzessive an der weiteren Entwicklung gearbeitet, die zu stetiger Verbesserung des Ertragsniveaus, der Gleichmäßigkeit der Pflanzen von mittlerer Länge mit möglichst wenig Überlängen, typischer Ährenhaltung und Ährenlänge mit möglichst großen Körnern bei mittelhohen Fahllzahlen führt.

    Lichtkornroggen® wird als offenbestäubende Population über Mutterstammbaumselektion erhalten und weiterentwickelt.

  • Züchtungszertifikat: media/acfupload/Zertifikat-Lichtkornroggen.jpg
  • Accordion Sorte:
    • Accorion Titel: Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte, Accordion Copy:

      Bei allen nach EU-BIO-VO hergestellten Erzeugnissen darf darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der Sorten Lichtkornroggen® um eine Cultivari-Sorte handelt, die nach der Demeter-Planzenzuchtrichtlinie und  der Cultivari-Pflanzenzuchtrichtlinie entwickelt wurde.

    • Accorion Titel: Markenzeichen, Accordion Copy:

      Die Marke Lichtkornroggen

      "Lichtkornroggen®" ist ein beim Deutschen Patent- und Markenamt unter 302 17 635 eingetragenes Markenzeichen und als "Lichtkorn" auch EU-weit geschützt. Markeninhaberin ist die Cultivari Getreidezüchtungsforschung Darzau gGmbH, vertreten durch Dr. Karl-Josef Müller.

      Der Markenschutz soll sicherstellen, dass dort wo Lichtkornroggen drauf steht, auch Lichtkornroggen drin ist. Die Bezeichnung Lichtkorn oder Lichtkornroggen darf also nur dann verwendet werden, wenn über die Lieferscheine vom letztverarbeitenden Empfänger bis zurück zu Cultivari als dem Erhaltungszüchter nachgewiesen werden kann, woher die Sorte ursprünglich stammt. Daher sollte bei der Weitergabe auch immer explizit Lichtkornroggen im Lieferschein gelistet werden.

      Bei der Sorte Lichtkornroggen® handelt es sich um eine Sorte, deren Saatgut zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen im Sinne von § 3 Abs. 3 Nr. 1 lit. b) SaatG bestimmt ist (Erhaltungssorte). Lichtkornroggen wurde am 23.09.2011 unter der BSA-Kenn-Nr. RW 1148 (LIKORO) zugelassen.

      Die Markenzeichenlizenz entspricht ab Kalenderjahr 2011 dem Züchteranteil im Saatgutpreis. Bei rechtmäßig erworbenem Lichtkornroggensaatgut ist das daraus erwachsende Konsumgetreide lizenzfrei. Händler oder Verarbeiter haben keine Lizenz zu entrichten, sondern müssen nur für die Echtheit sorgen, indem sie sich der Herkunft vergewissern. Sollten diesbezüglich Zweifel aufkommen, so sollte die Untersuchung einer Roggenprobe durch authorisierte Mitglieder der Gesellschaft für Bildekräfteforschung (www.bildekraefte.de) in Auftrag gegeben werden.

      Das Markenzeichen "Lichtkornroggen®" darf also nur verwendet werden für Getreidepartien, die ausschließlich aus Lichtkornroggen bestehen, dessen Eigenschaften aufweisen und zumindest gemäß EU-Bio-Verordnung in ihrer jeweils geltenden Fassung produziert wurden. Die Bezeichnung "Lichtkornroggen®" darf nicht mehr verwendet werden, wenn in einer Konsumgetreidepartie der Anteil der hellkörnigen Roggenkörner unter 80% liegt oder die Bildekräftekonstitution der Körner nach Verkostung nicht mehr über alle wesentlichen Grundelemente, wie Helligkeit im Kopfbereich, den Leib umfassende Wärmehülle und Spiralwirbel im Brustbereich verfügt (s.a. Bildekräfte). Ein Produkt, das Lichtkornroggen® enthält, darf die Bezeichnung nur dann im Produktnamen führen, wenn der Getreideanteil zu mindestens 90% aus Lichtkornroggen besteht; die Verwendung des Markenzeichens in der Angabe der Inhaltsstoffe des Produkts ist auch bei geringeren Anteilen zulässig, wenn der prozentuale Anteil ausgewiesen wird. Die Bezeichnung "Lichtkornroggen®" darf nicht benutzt werden, wenn auf Lieferschein oder Rechnung der empfangenen Sendung auf die Nutzung des Markenzeichens verzichtet wurde.

      Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Cultivari gGmbH (Kontakt).

    • Accorion Titel: Anbauhinweise, Accordion Copy:

      Winterroggen-Öko-Anbauhinweise für sandige Standorte in Norddeutschland

      Durch Sortenversuche unter verschiedenen Bedingungen auf die potentielle Bedeutung des Saatzeitpunktes bei Winterroggen aufmerksam geworden, wurde im Vegetationsjahr 1992/93 ein Saatzeitversuch angelegt, bei dem auf Hof Tangsehl, der seit 1987 mit einem Viehbesatz von ca. 0,3 GV/ha biologisch-dynamisch bewirtschaftet wurde, an fünf Terminen im Abstand von ca. 2 Wochen zwischen dem 2.September und 27.Oktober 1992 gesät wurde. Die Bodenbearbeitung (Pflügen mit Packer und Eggen) erfolgte jeweils 1-3 Tage vor der Saat. Der Bodentyp war eine Parabraunerde mit ca. 25 Bodenpunkten. Vorfrucht war eine vertrocknete Sommergerste. Am 23. August 1992 erhielt die Versuchsfläche daher eine einheitliche Düngung von ca. 100dt/ha Stapelmist. Gesät wurde in drei Saatstärken von 180, 300 & 420 Körner/m² mit jeweils drei Wiederholungen. Als Saatgut wurde ein Zuchtgartenramsch aus dem Lichtkornroggenzuchtprojekt verwendet. Die Witterung war im Herbst sehr feucht mit erstem Frost Mitte Oktober. Eine längere Zeit geschlossene Schneedecke kommt nur sehr selten vor, so dass kein Schneeschimmelbefall zu erwarten war. In der Regel muss aber mit einer Vorsommertrockenheit gerechnet werden. Von Mitte Februar bis Mitte Mai 1993 fielen insgesamt nur 40 mm Niederschlag. Zur Ernte hin im Juli war es dann ausgesprochen feucht und für die Jahreszeit zu kühl.

      Üblich war es bis dahin, den Winterroggen Ende September/Anfang Oktober auszusäen und Erträge unter 20 dt/ha waren für einen biologischen Anbau auf diesen Standorten "normal", allerdings auch sehr unbefriedigend. Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse haben sich unter Praxisbedingungen seither prinzipiell in allen Jahren und auch auf einer Reihe weiterer biologisch-dynamisch wirtschaftender Betriebe unter ähnlichen Bedingungen bestätigt. Ergänzend hat sich in der Praxis ergeben, dass bei den sommernahen Saaten in der ersten Septemberdekade Kleegras mit ausgesät werden kann, welches sich im Herbst noch ausreichend entwickelt und - auch geschützt durch den Roggen - den Winter problemlos übersteht. Nach der Ernte des Roggens ist im Folgejahr dann bereits eine volle Nutzung möglich.

      Die Kornerträge nahmen von ca. 29 dt/ha bei Aussaat in der ersten Septemberhälfte über ca. 20 dt/ha Ende September auf ca. 16 dt/ha bei Saat Mitte Oktober ab. Der Strohertrag zeigte ein ähnliches Ergebnis (von 33 dt/ha auf 15 dt/ha). Höhere Saatstärken führten bei allen Terminen zu etwas höheren Erträgen (420 Körnern/m² entsprachen ca. 300 Pflanzen/m²).

      Nitratuntersuchungen (Nmin) machten deutlich, dass bis Mitte Dezember nur unter den beiden frühen Saatterminen nahezu der gesamte freiwerdende Stickstoff der pflanzlichen Entwicklung zufließen konnte. Unter den Saatterminen ab Ende September dagegen fanden sich noch bis zu 30 kg N /ha, wovon über die Hälfte bereits auf 60-90cm versickert und damit für die jungen Roggenpflanzen unerreichbar geworden waren. Bis Mitte April konnte sich der dritte Saattermin noch soweit entwickeln, dass kaum noch Stickstoff gefunden wurde.

      Vom Stickstoff im Wachstum gefördert entwickelten sich bis Anfang April bei den frühen Saatterminen je nach Saatstärken 600-800 Triebe/m² gegenüber 150-350 Triebe/m² bei den sehr späten Saatterminen. Da von den angelegten Trieben zur Ernte im Höchstfall noch 300 Halme/m² übrig blieben, war die Reduktion der Triebe in Verbindung mit der entsprechenden Bodendurchwurzelung eine Voraussetzung für die gute Entwicklung der verbleibenden Halme und Ähren. Bemerkenswert war, dass bei dem sehr frühen Saattermin die Unterschiede zwischen den Saatstärken bis zum Frühjahr nahezu ausgeglichen waren.

      Bei früher Saat bildeten sich auf den kräftiger entwickelten Pflanzen auch mehr Körner/Ähre aus. Mit höherer Saatstärke war aber bei allen Saatterminen die Zahl der Körner/Ähre reduziert. Das Tausendkorngewicht zeigte eine signifikant negative Beziehung zur Saatstärke. Die kleineren Körner waren insbesondere bei den dichteren, ertragreicheren Frühsaaten zu verzeichnen. Ausschlaggebend für die höheren Erträge der Frühsaaten waren demzufolge die dichteren Bestände in Verbindung mit bis zu 10 Körner mehr tragenden Ähren.

      Aufgrund der sehr feuchten Witterung in der Zeit der Kornreife fanden sich bei der Qualitätsuntersuchung mit der Fallzahl nur Werte um 72 +/- 7 sec. Eine Beziehung zu Saatzeiten bzw. Bestandesdichten konnte dabei nicht festgestellt werden. Die von den Roggenproben durch das Labor Balzer angefertigten Kristallisationsbilder wurden, ohne dass die Zuordnung zu Saatzeiten und Saatstärken bekannt gegeben wurden, von Frau Dr. Balzer-Graf folgendermaßen charakterisiert (Methodik: BALZER-GRAF 1991; 30mg). Die Bilder vom Saattermin 14. September 1992 wurden als substanziell gestalteter gegenüber den Bildern vom Saattermin 14. Oktober 1992 charakterisiert, die als vegetativer bezeichnet wurden. Die Bilder von den höheren Bestandesdichten wurden wegen der ausgeprägteren Winkelung und Mehrzentrigkeit als stärker abgebaut und weniger vital als die Bilder der niedrigeren Bestandesdichten bezeichnet.

      Mit späterer Saatzeit nahmen auch die Korngewichte zu und zugleich im Korn die Rohprotein- und Mineralstoffgehalte, bei geringer werdenden Erträgen. Dieses Ergebnis dürfte im Hinblick auf die Differenzierung nach Brot- und Saatgetreide bedeutsam sein. Aufgrund der nach den Kristallisationsbildern mehr stofflich vegetativ charakterisierten Körner aus der Spätsaat mit protein- und mineralstoffreicheren, sowie zugleich größeren Körnern, dürfte diese Ernte zur Verwendung als Saatgetreide besser geeignet sein. Die substanziell gestalteteren und zudem ertragreicheren Frühsaaten dagegen dürften für die Ernährung geeigneter sein. Auf diesen Zusammenhang wurde von Rudolf STEINER 1924 im Landwirtschaftlichen Kurs bereits mit der Differenzierung nach sommernahem und winternahem Anbau hingewiesen.

      Im tatsächlichen Nachbau der Ernte aus dem Saatzeitversuch mit einheitlicher Aussaat am 6.Sept.'93 bei einer Saatstärke von 350 Korn/m² (randomisierte Blockanlage mit 4 Wiederholungen; Parzellengröße: 5m²) fand sich ein linearer Anstieg sowohl in der vegetativen Jugendentwicklung, als auch im Ertrag von den frühen zu den späten Saatterminen des Vorjahresanbaus. Der höhere Ertrag ging mit tendenziell höheren Bestandesdichten einher. Dies bestätigte die Erwartung, dass eine Spätsaat zwar mit geringeren Erträgen einhergeht, aber für die vegetative Entwicklung im Nachbau das bessere Saatgut hervorbringt. Bei nur 10% Mehrertrag ist eine innerbetriebliche Saatguterzeugung mittels Spätsaat bereits ökonomisch, da der Minderertrag bei der Saatguterzeugung durch den Mehrertrag im Nachbau mehr als nur ausgeglichen wird.

      Hinsichtlich der Besatzstärke mit Ackerwildpflanzen zeigte sich, dass bei Aussaat Anfang September zwar sehr viel Weißer Gänsefuß (Chenopodium album L.) keimte, der mit ca. 10cm Höhe bei den ersten Frösten aber bereits wieder abfror. Geradezu überraschend war das Ergebnis der Auszählung von Ackerwildkräutern am 25.März und noch einmal nach der langen Frühjahrstrockenheit am 21.Juni. Bezüglich der zunächst zu einem Wert zusammengefassten Gramineen konnte bei der zweiten Auszählung festgestellt werden, dass sie je zur Hälfte aus Windhalm (Apera spica venti P.B.) und Ackerruchgras (Anthoxanthum puelii Lecoq & Lamotte) bestanden. Am unbedeutendsten waren beide Gräser aber gerade bei den beiden sehr frühen Saatterminen. Im Deckungsgrad dominierend war an diesem Standort das Sandstiefmütterchen (Viola arvensis Murray), das sich im ersten Saattermin sogar so gut entwickeln konnte, dass es ohne Verluste die Trockenheit überdauerte.
      Diese Pflanze erreichte eine Wuchshöhe von ca. 25cm und wurde vom Roggen sehr gut beschattet. Stiefmütterchen sollen sogar einen positiven Einfluss auf den Roggen haben und sie waren trotz des massiven Auftretens nicht als Problemunkraut anzusehen. Ebenso wenig der Einjährige Knäuel (Scleranthus annuus L.), der unter 50 Pflanzen/m² blieb und mit späterem Saattermin auch deutlich weniger auftrat. Auch dieses Ackerwildkraut konnte die gute Entwicklung der Frühsaaten nicht behindern. Neben diesen Hauptbegleitpflanzen fanden sich in dem Versuch in Spuren: Arnoseris minima (L.) Schweigger & Körte, Centaurea cyanus L., Chamomilla spp., Papaver argemone L., Polygonum aviculare L., Polygonum convolvulus L. und Vicia spp.

      Ein besonderer Dank gilt der Mahle-Stiftung/Stuttgart, dem Rudolf-Steiner-Fonds/Nürnberg und der GLS Treuhand mit deren Unterstützung die zugrundeliegenden Arbeiten durchgeführt werden konnten.

      Eine ausführliche Darstellung findet sich in:
      MÜLLER,K.J.(1995): Auf leichten Standorten Winterroggen früher säen ? Zeitschrift Lebendige Erde 1/95, 23-32.

      Weitere Quellennachweise:
      BALZER-GRAF,U.R.;BALZER,F.M.(1991): Steigbild und Kupferchloridkristallisation - Spiegel der Vitalaktivität von Lebensmitteln. IN: MEIER-PLOEGER/VOGTMANN (Hrsg.), Lebensmittelqualität - Ganzheitliche Methoden und Konzepte, Karlsruhe:C.F.Müller, 163-210.
      STEINER,R.(1924): Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Dornach/Schweiz, GA327.

    • Accorion Titel: Verwendungshinweise, Accordion Copy:

      Wie kann Lichtkornroggen verwendet werden

      Aufgrund des hellen Korns können mit Lichtkornroggen hellere und gelblichere Backwaren hergestellt werden als mit üblichen Roggensorten. Auch geschmacklich lassen sich leichte und gut bekömmliche Roggenbrote mit deutlich milderem und getreidetypisch aromatischem Geschmack herstellen. Wer aber nur seine bisherige Sorte durch Lichtkornroggen ersetzen möchte, der kann bei entsprechender Teig- und Backprozessführung in gewohnter Weise dunkle und kräftigere Roggenbrote daraus herstellen.In einer Vielzahl von Öko-Sortenversuchen zeigte Lichtkornroggen in der für die Backwarenherstellung beachtenswerten Fallzahl mittlere Werte. Auch bei den für Roggen typischen Pentosanen, die zu den löslichen Ballaststoffen zählen, fand sich Lichtkornroggen im Mittelfeld. Dies ist aber durchaus von Vorteil, denn die Neigung zu hohen Fallzahlen und hohen Gehalten an löslichen Ballaststoffen machen die Brote auch schnell zu fest. Für Landwirte bedeutet es allerdings, dass sie Lichtkornroggen in der Erntezeit nicht so lange auf dem Feld stehen lassen dürfen.

      Das helle Korn ermöglicht darüber hinaus, dass für hellere Roggenbrote, für die sonst Auszugsmehle verwendet werden müssen, höhere Anteile der wertvollen Randschichten des Korns mitverwendet werden können. Dadurch gelangen nicht nur mehr Mineralstoffe in den Teig, sondern auch mehr Amylasen und Pentosanasen, die dazu beitragen, dass sich im Verlauf des Backprozesses die Feuchtigkeit im Brot ausgeglichener verteilen kann.

      Wichtig zu wissen für Landwirte ist noch, dass Lichtkornroggen auch gerne von Hühnern und Schweinen gefressen wird, die Roggen sonst eher abgeneigt sind, wie die Erfahrungen auf Praxisbetrieben gezeigt haben. Damit kann der bei der Getreideaufbereitung anfallende Ausputz mit Kleinkorn und auch aufgrund zu weit fortgeschrittenen Stärkeabbaus nach feuchter Witterung in der Erntezeit mit niedriger Fallzahl für die Brotherstellung nicht mehr geeignete Ware weitestgehend problemlos in der Fütterung eingesetzt werden. Welche Substanzen im Roggenkorn dafür mitverantwortlich sind, konnte bisher noch nicht aufgeklärt werden, da sich bei Lichtkornroggen in den für die Unterscheidung von Roggen gegenüber allen anderen Getreiden allgemein typischen Stoffgruppen keine Unterschiede fanden, obwohl Lichtkornroggen eindeutig milder schmeckt. Bei niedrigen Fallzahlen sind aber übrigens meist auch die Pentosangehalte niedriger, die den Einsatz von Roggen in der Fütterung von Monogastriern ebenfalls begrenzen.

      Ein Video-Intrview mit Jochen Rasche (Bäckerei Rasche in Zernien) über seine Erfahrung zu der Verarbeitung von Lichtkornroggen und ein Video über das Vertrieb von Lichtkornroggenbrot im Bioladen  in Hitzacker:

       Rasche  Bioinsel

    • Accorion Titel: Zu den Bildekräften von Lichtkornroggen, Accordion Copy:

      Zusammengestellt von Dorian Schmidt / Gesellschaft für Bildekräfteforschung

      Winterroggen, insbesondere Lichtkornroggen
      Der menschliche Atemstrom bewirkt zweierlei: Einerseits versorgt er das Blut mit Sauerstoff, erfrischt es, andererseits stärkt er die wache Präsenz des Menschen in seinem Körper. Neben der mehr inneren Wahrnehmung des Körpers durch Wärme und Stoffwechsel (Vitalität) über- und durchzieht der Mensch seinen Leib mit einem Feld von Wachheit und Bewusstsein in einem stark wechselnden Ausmaß. Ein in dieser Art gut durchatmeter Körper ist der menschlichen Seele weit besser zugänglich als ein schlecht durchatmeter, der Körper wird mehr als ein Eigenes empfunden und kann besser ergriffen werden.
      Der Roggen allgemein steigert die Durchatmung des Körpers, steigert die wache Präsenz im Leib. Er tut dies, indem kräftige feinere Luftwirbel, die die Verbindung zwischen Seelischem und Lebendigem darstellen, seinen „Luftkörper“ beleben. Ein starkes, mit Selbstbewusstsein verknüpftes Aufrichten im Rückgrat wird dabei gefördert.
      Diese typische Roggendynamik wird im Lichtkornroggen ergänzt durch eine recht starke Licht- und Wärmeaufnahme aus einem Bereich über dem Kopf. Diese Wärme- und Lichtkräfte werden im Körper verteilt, dabei die Wärmekräfte teils bis zur Hitze gesteigert. Die typische Roggengeste wird dabei etwas in den Hintergrund gerückt, ist aber noch deutlich erlebbar. In dieser Mischung ist die Gestik des Lichtkornroggens vielfältig anregend.

      Allgemeines zur Qualitätsbeurteilung im Hinblick auf Bildekräfte
      Zur Qualitätsbeurteilung werden Befindlichkeitstests nach dem Genuss von Nahrungsmittelproben verwandt. Weit tiefer gehend als der reine Geschmack werden dabei die feineren Auswirkungen beobachtet, die das Nahrungsmittel im Menschen entfaltet. Diese Auswirkungen werden nach Kräfteströmungen, Formgestaltungen und seelischen Befindlichkeiten hin charakterisiert. Deren Beschreibungen entsprechen damit mehr den Lebenstätigkeiten des Menschen als reine Stoffangaben, aus denen man diese nicht direkt ersehen kann. Bei der Beschreibung der Lebenstätigkeiten wird der Leib des Menschen gegliedert in Kopfbereich (Gehirn, Nerven, Sinne), Brustbereich (Atmung, Herz), unterer Leibesbereich (Verdauung, Stoffwechsel, Fortpflanzung) und Gliedmaßen (Extremitäten). Die seelisch-geistigen Tätigkeiten werden eingeteilt in Denken, Fühlen und Wollen.

      Allgemeines zur Wirkung von Bildekräftequalitäten auf den Menschen
      Bei der Überprüfung der Wirkung des Nahrungsmittels auf den Menschen ist zu berücksichtigen, dass die menschliche Konstitution sehr große individuelle Unterschiede aufweist, die zudem je nach Alter Belastungsart, Erschöpfungsgrad, Gesundheitszustand und ähnlichen Einflüssen ein ständig wechselndes Gesicht zeigt. Die feinen Wirksamkeiten des Nahrungsmittels müssen sich damit auseinandersetzen und können deshalb bei den ersten Überprüfungen sehr unterschiedliche Wirkungen zeigen, die erst nach einer Reihe von Versuchen zu einem mehr einheitlichen Bild zusammenwachsen.
      Die beschriebenen Qualitäten sind aus den genannten Gründen von den Mitarbeitern eines geschulten Prüfpanels erst über eine längere Zeit erarbeitet und dann zusammengefasst worden. Die angegebenen Darstellungen sind Anfangsarbeiten und offen für Verbesserung, Verfeinerung und Erweiterung und werden in Abständen neu erstellt.

      Allgemeines zu natürlichen Schwankungen in der Beurteilung von Bildekräften
      So wie in der stofflichen Zusammensetzung eines Nahrungsmittels natürliche Schwankungen auftreten können, ist dies auch bei der inneren feinen Qualität der Fall. Als stärkste Faktoren können Aussaatzeitpunkt und Standortbeschaffenheit die Qualitäten sowohl in positiver als auch in negativer Weise beeinflussen.
      Sofern die ausgelieferte Charge explizit auf Bildekräfte geprüft ist, können die Auswirkungen dieser Einflüsse summarisch in einer dreistufigen Werteskala vermerkt sein:

      1. Qualitätsstufe: Der Sortencharakter ist ausgeprägt oder auch gesteigert bzw. überhöht.
      2. Qualitätsstufe: Der Sortencharakter ist vorhanden, eventuell leicht variiert.
      3. Qualitätsstufe: Der Sortencharakter ist schwach ausgeprägt oder verändert. Er weist aber keine nachteiligen, d.h. belastenden Kräfte auf und ist daher gut brauchbar.

      Achten Sie bitte darauf, dass der von Ihnen erworbenen Lichtkornroggen aus einer zertifizierten ökologischen Erzeugung kommt. Lichtkornroggen aus konventioneller Erzeugung darf aus markenschutzrechtlichen Gründen nicht unter dieser Bezeichnung vermarktet werden. Bei Fragen zur Qualität oder zur Herkunft wenden Sie sich bitte an die Cultivari Getreidezüchtungsforschung in Darzau. Wenn Sie Lichtkornroggen auf seine Bildekräfte untersuchen lassen wollen, wenden Sie sich bitte an die Gesellschaft für Bildekräfteforschung eV, die einen Kontakt zu einem Bildekräfteforscher, der die Untersuchung vornehmen kann, vermittelt.

       

    • Accorion Titel: Zuchtmethodenvergleich, Accordion Copy:

      Untersuchungen zum Einfluss der Zuchtmethode auf die Qualität von ökologischem Roggen

      Mit unterschiedlichen Methoden gezüchtete Roggensorten wurden in diesem Projekt nach agronomischen und qualitativen Kriterien differenziert. Mit Hilfe der drei Verfahren ’Bildschaffende Methoden’, ’Fluoreszenz-Anregungs-Spektroskopie’ und ’Rationale Bildekräftebeurteilung’ konnten an drei Hybrid-, einer Synthetic- , drei konventionellen und drei biologisch-dynamisch gezüchteten Populationssorten von drei Öko-Standorten der Ernte 2008 feinere Unterschiede im Hinblick auf die Lebenskräfte des Menschen bzw. der Pflanzen herausgearbeitet werden.

      Die Hybriden brachten zwar die höchsten Erträge, allerdings mit der geringsten Reifequalität, und die modernere konventionelle Populationssorte, aber noch deutlicher der Synthetic, zeigten eine Annäherung an diesen Zustand. Bemerkenswert sind die besondere Bildekräftequalität der biologisch-dynamisch gezüchteten Sorten, ihr Bezug zu Reife-, Licht- und Wärmequalitäten und ihre Fähigkeit zur Durchgestaltung der Substanzen. Selbst im Vergleich mit einer alten Sorte wie Danko konnte diesbezüglich eine Qualitätsverbesserung festgestellt werden und mit Lichtkorn wurde dessen Ertragsniveau schon erreicht.

      Der vollständige Abschlußbericht zum Roggenzuchtmethodenvergleich steht nachfolgend als PDF-Datei zum Download bereit: Müller K.J. 2008 Untersuchungen zum Einfluß der Zuchtmethode auf die Qualität von ökologischem Roggen

      Der Bericht zu den Bildschaffenden Untersuchungen am Probenmaterial nachfolgend als PDF-Datei zum Download: Fritz J. 2008 Untersuchungen der Vitalqualität von zehn Roggensorten von drei Standorten aus dem Erntejahr 2008

      Der Bericht zu den Untersuchungen mittels Fluoreszenz-Anregungs-Spektroskopie am Probenmaterial nachfolgend als PDF-Datei zum Download: Strube J. 2008 Untersuchungen von Roggen mittels Fluoreszenz-Anregungs-SpektroskopieEine Publikation mit den Ergebnissen der Untersuchung findet sich in:Müller K.J. 2009 Hat die Zuchtmethode Einfluss auf die Qualität von ökologisch erzeugtem Roggen? Zeitschrift Lebendige Erde 1/2009, 42-47.

      Das Fazit zum Lichtkornroggen
      In den Untersuchungen schnitt der Lichtkornroggen aus der Getreidezüchtungsforschung Darzau insgesamt sehr gut ab. Im Vergleich mit den beiden anderen Ökozüchtungen hatte er den höchsten Ertrag. An den drei Standorten Darzau, Dottenfelderhof und Höllwangen wurde er im Ertrag von den neueren konventionell gezüchteten Sorten zwar übertroffen, konnte mit den älteren aber schon mithalten. Bei den Untersuchungen mittels Bildschaffender Verfahren durch Dr. Jürgen Fritz, mit Fluoreszens-Anregungs-Spektroskopie (Bio-Lumineszenz) durch Dr. Jürgen Strube und auf Bildekräfte durch Dorian Schmidt zeigte er eine ausgewogene Reifung und hohe Substanzwirkung mit einem hohen Anteil an Wachstumskräften, die von der Sorte gut gegriffen und durchgestaltet wurden, sowie reichlich Licht- und Wärmequalitäten, die bis in die Gliedmassen einstrahlen. Bei den Bildschaffenden Verfahren und der Rationalen Bildekräftebeurteilung wurde Lichtkornroggen als beste Sorte eingestuft, in der Bio-Lumineszenz liegt er in der nicht weiter zu differenzierenden Spitzengruppe.

    • Accorion Titel: Rückmeldungen aus der Praxis, Accordion Copy:

      Was Landwirte am Lichtkornroggen besonders schätzen, ist seine ausgeprägte Beikrautkonkurrenz, die fast immer jegliche Beikrautregulierungsmaßnahme nach der Saat überflüssig machen kann.

      In der Vermahlung wurde von den Müllern festgestellt, dass mit Lichtkornroggen ein höherer Ausmahlungsgrad möglich ist, weil aufgrund der hellen Kornfarbe keine Verfärbung bzw. Grautönung eintritt. Das führt auch dazu, dass bei hellen Mehlen mit mehr Pentosanasen im Mehl zu rechnen ist, so dass im Verlauf der Teigentwicklung auch noch zu Beginn des Backvorgangs Pentosane gespalten und das von diesen gebundene Wasser für die Teigelastizität verfügbar gemacht werden kann.

      Bei den Bäckern konnten mit Lichtkornroggen Kunden für Roggenbrote begeistert werden, die sich von den kräftigen Roggenbroten nicht angesprochen fühlen und die Weizen- und Dinkelbrote auf Hefegärungsbasis nicht gut vertragen. 

  • Qualitätsgruppe: Brotroggen
  • Form: Winterform
  • Helles Korn
  • Mild im Geschmack
  • Stark im Stroh

Lichtkornroggen ®

Da es sich beim Lichtkornroggen® um eine offenbestäubende Population mit einer relativ breiten Heterogenität handelt, die aufgrund der Registrierung als Erhaltungssorte möglich ist, setzt hier auch die weitere züchterische Bearbeitung an.
Veränderte Klimabedingungen, die vor allem duch extreme Situationen gekennzeichnet sind (längere Trockenheiten, nässere Winter, aber auch mal extreme Kälteeinbrüche oder heftige Niederschläge) führen beim Roggen zu stärkerem Krankheitsdruck mit Rostpilzkrankheiten (hitzebedingt) und Mutterkorn (Nässe in der Blütezeit).
Dementsprechend wird in der Einzelpflanzenselektion im Lichtkornroggen-Zuchtgarten auf die deutlich anfälligeren Pflanzen verzichtet.
Dieser Vorgang ist ein sukzessiver Prozess, der sich über mehrere Pflanzengenerationen (Jahre) hinzieht und zu einer allmählichen Verbesserung der Widerstandsfähigkeit führt.
Er wird begleitet von der ständigen Prüfung auf das Ertragsniveau der Nachkommenschaften, um zu schwach werdende Linien aussondern zu können.
Rückblickend hat sich dabei eine Ertragssteigerung von durchschnittlich 1% im Jahr ergeben. Also 10% in zehn Jahren, was anhand von in der Genbank Gatersleben in größeren Zeitabständen eingelagerten Mustern veranschaulicht werden konnte.
Parallel wird in der Entwicklung auf ein Gleichgewicht zwischen einer nur auf Ertrag fokussierten Auslese und einer Steigerung der Bildekräftequalitäten hinsichtlich einer Bekömmlichkeit neben dem Erhalt erforderlicher Verarbeitungsparameter (Stärkeverkleisterung) geachtet. 
Die züchterische Weiterbearbeitung beim Winterroggen ist also ein steter Prozess, der Geduld, Ausdauer und konsequentes Handeln in der Selektion erfordert, wobei die Anzahl der weitergeführten Individuen ausreichend groß sein muss, um Inzuchtdepressionen vorzubeugen.

Ein kurzes Video über die Selektion bei der Erhaltung von Lichkornroggen®:

SelektionErhaltung

Sommerroggen

  • Accordion Sorte:
    • Accorion Titel: Werdegang der Sommerroggenzüchtung, Accordion Copy:

      Likoroso Beginn 2010 06 09kleinSommerroggenzüchtung. Beginn. Jahr 2010Sommerroggen wird in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gegenüber dem Bundesgebiet weit überdurchschnittlich verwendet, was auf die besondere Eignung für in Norddeutschland weit verbreitete, sandigere Standorte und zugleich die potentielle Eignung als Brotgetreide zurückzuführen ist. Auf Anregung des Erzeugerzusammenschlusses Öko-Korn-Nord wurde daher im Jahr 2010 begonnen, einen Lichtkornroggen-Eliteramsch (Winterform) auf 270 m² im Frühjahr anzubauen.

      Zur Isolation gegen Fremdbestäubung werden die Sommerroggenparzellen seither in einem Sommergerstenfeld angelegt und darauf geachtet, dass im weiteren Umfeld keine anderen Sommerroggen angebaut werden. Aufgrund des gegenüber Winterroggen um ca. zwei Wochen späteren Blühzeitpunkts, kann die Gefahr der Einstäubung von Winterroggen vernachlässigt werden.

      Die wenigen zur Abreife gekommenen Ähren wurden 2011 auf neun Kleinparzellen als Einzelährennachkommenschaften neben der Sommerroggensorte Arantes ausgesät. 2012 wurden dann 21 Kleinparzellen angebaut, inklusive einiger genetischer Ressourcen aus der Genbank des IPK Gatersleben. 2013 wurde noch ein kleines Sortiment vorselektierter Landsorten von dem Getreideforscher Hans Larsson aus Schweden hinzugenommen, so dass der Umfang auf insgesamt 40 Kleinparzellen anwuchs, aus denen dann ca. 600 Einzelähren von Hand geerntet wurden. Die ausgewählten Ähren gingen mütterlicherseits zu 60% auf Lichtkornroggen, 15% auf Arantes und 25% auf 18 verschiedene genetische Ressourcen zurück. Damit war die Basis für die weitere Züchtungsarbeit geschaffen.

      Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) konnten im Jahr 2014 erstmals 480 Einzelährennachkommenschaften auf 80 Kleinparzellen angebaut werden, wobei aus genetischen Ressourcen abstammende Nachkommenschaften noch ein letztes Mal zwischen denen standen, die auf Lichtkornroggen oder Arantes zurückgingen, so dass eine letzte Durchkreuzung ermöglicht wurde. Sehr lange Einzelpflanzen wurden vor der Blüte entfernt und von den auf genetische Ressourcen zurück gehenden Linien nichts mehr geerntet. Am Parzellendrusch wurden Tausendkorngewichte (TKG) und Stärkeverkleisterung bestimmt. Das TKG lag in der Population im Mittel bei 40g und die Stärkeviskosität, gemessen in Rapid Visco Units (RVU) bei 120, was gegenüber Winterroggen noch als unterdurchschnittlich zu bezeichnen war.

      Im Jahr 2015 konnten dann aus 160 Einzelpflanzennachkommenschaften 160 Kleinparzellen (1m² Nettofläche) bestückt werden, so dass also auch zur Ernte einzeln gedroschene Parzellen auf eine Mutterpflanze aus dem Vorjahr zurückgeführt werden konnten. Im Jahr 2016 wurde wie im Vorjahr verfahren, jedoch mussten nun mangels Bestockung wieder Einzelähren geerntet werden. Die beiden Jahre 2015 und 2016 bilden nicht nur von den Eindrücken, den die Parzellen auf den Betrachter machten, sondern auch in den Korrelationen von Stärkeverkleisterung und Erntemenge im Vergleich zu den Vorjahren den Übergang von der Diversitätsschaffung zur sortenspezifischen Uniformisierung.
      Das Selektionsverfahren kann klassischerweise als Mutterstammbaumselektion bezeichnet werden, da die Abstammung nur über die Mutterlinien zurückverfolgt werden kann, der Pollenspender aber theoretisch aus fast allen Nachbarparzellen stammen kann, wobei die Herkunft aus den Allernächsten wahrscheinlicher ist. Eine Modifikation der Pollenwolke erfolgt nur über die Entnahme von Einzelpflanzen vor der Blüte.

      Zur Aussaat 2017 war der Anteil der über den Mutterstammbaum auf Lichtkornroggen zurückgehenden Nachkommenschaften auf über 85% aller Parzellen angewachsen. Allerdings verteilten sich für Lichtkornroggen charakteristische Merkmale noch über die Population hinweg und die für Lichtkorn typisch großen Ähren suchte man noch vergebens.
      Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) und Co-Förderung von Öko-Korn-Nord konnte im Jahr 2017 am Standort Köhlingen bei Tosterglope eine Ertragsprüfung mit 117 Zuchtlinien der Population im Vergleich zu Arantes angelegt werden. Nach Aussaat am 8. April entwickelten sich die Bestände sehr gleichmäßig und gut, aufgrund der feuchten Witterung sogar so üppig, dass in den mit 350 kf.Korn/m² angesäten Ertragsparzellen über den ganzen Versuch hinweg eine sehr gute Bodendeckung und Beikrautunterdrückung erzielt wurde, so dass auf Beikrautregulierungsmaßnahmen verzichtet werden konnte. Allerdings ging die gesamte Sommerroggenertragsprüfung inkl. Vergleichssorte aufgrund der üppigen Entwicklung komplett ins Lager. Die schwache Standfestigkeit war auch darauf zurückzuführen, dass der Sommerroggen zum Zeitpunkt der heftigen Niederschläge noch mehr grüne Blattmasse als Angriffsfläche für Wind und Regen aufzuweisen hatte als die anderen Kulturen, die schon in der Abreife waren. Das Ährenschieben fand innerhalb von drei Tagen ab dem 1. Juni statt und zeigte damit die bereits erreichte Gleichmäßigkeit in diesem Merkmal. Der Befall mit Schwarzrost blieb auf einem erneut sehr niedrigen Niveau. Auch Blattfleckenbefall trat nicht auf. Der Mehltaubefall differenzierte auch in der Vegetation 2017 wie bereits im Vorjahr nur sehr schwach. Die Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung war insgesamt sehr gleichmäßig und ausreichend üppig, eher schon zu üppig ausgebildet. Im Vergleich zum Winterroggen war das Auftreten von Mutterkorn sehr viel stärker ausgeprägt, jedoch waren keine sorten- bzw. linienspezifischen Unterschiede erkennbar. MutterkornSommerroggen2024kleinMutterkorn beim Sommerroggen Die Pollenschüttung macht beim Sommerroggen insgesamt einen schwächeren Eindruck, was der Mutterkornbildung leider zuträglich ist. Der Drusch erfolgte am 10. August. Der Parzellendrusch wurde nachgetrocknet, gewogen, gereinigt und aufbereitet. Von den Parzellenernten wurden die Gesamtgewichte und die Tausendkorngewichte festgestellt, Kleinproben abgenommen, vermahlen und mittels Fallzahl und Schnellamylogramm auf Stärkeverkleisterung bzw. Enzymaktivität untersucht. Von den 117 mit Arantes verglichenen Zuchtlinien hatten 20 einen Ertrag wie Arantes oder darüber, was einem Anteil von 17% der geprüften Linien entspricht. Der Ertragsdurchschnitt aller Parzellen lag bei 24,8 dt/ha mit einem Spektrum von 15,9 bis 28,1 dt/ha (Standardabweichung: 0,7dt/ha). Somit erreichte die ertragsstärkste Zuchtlinie nur einen um 5% über Arantes liegenden Ertrag, der seinerseits bei 26,6 dt/ha lag. Interessant war das in der Zuchtgartenpopulation tendenziell höhere Tausendkorngewicht von 30 bis 42g mit 34,7g zum Vergleich für Arantes. Die Untersuchung auf Stärkeverkleisterung ergab ein noch sehr breites Datenspektrum von sehr niedrigen ViscoUnits von 48 (Vorjahr 52, Vorvorjahr 64) bis 164 (Vorjahr 143, Vorvorjahr 172) mit 130 für Arantes. Die Werte bei den Fallzahlen waren vergleichbar breit gestreut von 87s bis 266s und einem Wert von 214s für Arantes. Bei den ViscoUnits beginnen die technisch niedrigstmöglichen Werte bei 20, wogegen die Fallzahl erst bei 61 beginnt. Eine Korrelation der Verkleisterungswerte mit den Vorjahreswerten zeigte eine weitere Steigerung gegenüber den beiden Vorjahren. Die Werte aus der Ernte 2015 waren mit denen der Ernte 2014 noch nicht signifikant korreliert. Die Viskositätswerte der Ernte 2016 wiesen bereits eine hochsignifikante Korrelation von r=0,39 zu den Vorjahreswerten auf und die Werte der Ernte 2017 mit r=0,51 eine weitere Anhebung, was eine Selektion auf diese Eigenschaft im bestehenden Zuchtgartensystem erfolgversprechend macht. Bei den Korngewichten zeichnen sich Verbesserungen ab und auch hinsichtlich Ertrag und Fallzahl sind Anhebungen erkennbar. Standfestigkeit und Pflanzengesundheit müssen weiter im Blick behalten werden.

      Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) und Co-Förderung von Öko-Korn-Nord konnte im Jahr 2018 zum zweiten Mal am Standort Köhlingen bei Tosterglope eine Ertragsprüfung mit Zuchtlinien der Population im Vergleich zu Arantes angelegt werden. Nach Aussaat am 17. April waren die Bestände von Anfang an mit Trockenheit konfrontiert (April:44mm, Mai:4mm, Juni:32mm, Juli:23mm), blieben dünn und licht und von relativ kurzer Pflanzenlänge (max 130cm). Um eine hinreichende Kornfüllung zu sichern, wurde am 9.Juni mit 20mm beregnet. Im Gegensatz zum Vorjahr trat keinerlei Lagerneigung auf. Obwohl der Termin des Ährenschiebens zum Vorjahr nur um drei Tage früher lag, konnte der Ertragsprüfungsdrusch bereits am 25.Juli um 2 Wochen früher als im Vorjahr stattfinden. Die Zeit zum Wachsen und Reifen der Körner war also extrem verkürzt. Pilzkrankheiten spielten unter diesen Umständen keine Rolle. Nur vereinzelt trat Schwarzrost auf. Von den Parzellenernten wurden die Gesamtgewichte und die Tausendkorngewichte festgestellt, Kleinproben abgenommen, vermahlen und mittels Fallzahl auf Stärkeverkleisterung bzw. Enzymaktivität untersucht. Von den 89 mit Arantes, der polnischen Sorte Bojko und einer in Dänemark verwendeten kanadischen Sorte Gazelle verglichenen Zuchtlinien hatten diesmal nur zwei einen Ertrag über Arantes. Der Ertragsdurchschnitt aller Parzellen lag bei 21,5dt/ha mit einem Spektrum von 18,5 bis 24,2dt/ha (Standardabweichung: 0,5dt/ha). Gegenüber dem feuchten Vorjahr mit 24,8dt/ha trotz aller Widrigkeiten im Durchschnitt nur um 13% niedriger. Gegenüber Arantes mit 23,7dt/ha erreichte die polnische Sorte Bojko 22,1dt/ha und die kanadische Sorte Gazelle 21,2dt/ha. Hinsichtlich des Tausendkorngewichtes erreichte der Durchschnitt der Zuchtstämme mit 36,5g den Wert von Arantes mit 36,3g. Dabei reichte das Spektrum bei den Zuchtstämmen von 32 bis 41g im Tausendkorngewicht (Ernte 2017: 30-42g). Ein höheres TKG lässt eine höhere Mehlausbeute erwarten. In der Fallzahl wiederum übertrafen 19 Zuchtstämme – also ein Fünftel - das Niveau von Arantes. Aufgrund der Trockenheit konnte sich allerdings auch keine Neigung zu Auswuchs einstellen. Da bemerkenswerte Verbesserungen bei Ertrag, Korngewichten und Stärkeverkleisterung noch nicht erkennbar waren, wurde der Schwerpunkt zunehmend auf die Etablierung der Hellkörnigkeit wie beim Winterroggen Lichtkornroggen gelegt, um einen milderen Geschmack und gute Bekömmlichkeit zu erreichen und Unterscheidbarkeit zu gewährleisten.

      Für die Aussaat 2018 wurde der Umfang des Zuchtgartens aufgrund der Ergebnisse der ersten parallel in 2017 durchgeführten Ertragsprüfung auf 720 Einzelährennachkommenschaften, die sich auf 120 Ährennachkommenschaften aus dem Vorjahr zurückführen lassen verkleinert. Aus diesen Microplots wurden dann 500 Einzelpflanzennachkommenschaften mit je zwei Ähren pro Pflanze geerntet und anhand aller verfügbaren Ergebnisse und der Kornbeschaffenheit auf 160 reduziert, die in 2019 wieder als Einzelpflanzennachkommenschaften auf 160 Microplots ausgesät wurden. Leider dezimierte ein Hagelschlag Mitte Juni 2019 die erzielbaren Erntemengen so stark, dass wiederum nicht genügend Saatgut für eine Ertragsprüfung in 2020 geerntet werden konnte. Dafür wurde aber verstärkt auf geringere Braunrostanfälligkeit selektiert und an den entnommenen Einzelpflanzennachkommenschaften alle grau-grünen Körner vollständig entfernt, so dass der Übergang zur vollständigen Hellkörnigkeit nun rascher vollzogen werden kann. Dies führt dann aber zu einer Verkleinerung des Zuchtgartens auf 60 Microplots in 2020, aus dem erst wieder Einzelpflanzennachkommenschaften für 160 Kleinparzellen in 2021 entnommen werden können.

       Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) und Co-Förderung von Öko-Korn-Nord konnte im Jahr 2019 der Zuchtgarten mit 160 Einzelpflanzennachkommenschaften in je einer Kleinparzelle weitergeführt werden. Angesichts der verhältnismäßig geringen Ausbeute an Saatgut aus den Vorjahreszuchtgartenparzellen musste die Ertragsprüfung in 2019 ausgesetzt werden. Gegenüber dem Vorjahr trat nun wieder deutlich Mehltau und Braunrost in Erscheinung. Leider traf ein Hagelschlag diese Versuchsfläche besonders stark, so dass Halme umgeknickt und zerfetzt wurden und ca. 40% dadurch verloren ging. Bei der Einzelpflanzenselektion wurde zwar noch auf den Widerstand gegenüber Rostbefall Rücksicht genommen, jedoch entwickelte sich der Befall noch sehr stark weiter, so dass am Ende gerade einmal noch siebzehn ausgewählte Einzelpflanzen fast rostfrei geblieben sind. Obwohl das Niveau hinsichtlich hohem Tausendkorngewicht und mittelhoher Fallzahl - erfasst am Kleinparzellendrusch - gehalten werden konnte, war die Korrelation der Werte gegenüber den Vorjahreswerten der jeweiligen Zuchtlinien kaum ausgeprägt. Die Korrelationen waren in den Vorjahren auf deutlich höherem Niveau. Die Umstände wurden zum Anlass genommen, nun auch gleich den Übergang von ca. 30% Hellkörnigkeit auf nahezu 100% zu vollziehen, indem alle grau-grünen Körner aus dem Einzelpflanzendrusch mit Pinzette entfernt wurden. Cultivari Sommerroggenertragspruefung2024 05 15Ertragsprüfung von Sommerroggen 2024Dies sollte der Planung nach erst zu einem späteren Zeitpunkt mehr sukzessiv erfolgen, bot sich jedoch aufgrund der zwangsläufig erfolgenden Ernteeinschränkung zu diesem Zeitpunkt an.

      Vom Jahr 2021 an wird nun immer ein Zuchtgarten mit 160 Kleinparzellen aus je einer Einzelpflanzenernte parallel zu einer Ertragsprüfung mit insgesamt ca. 320 Ertragsprüfungsparzellen inkl. Wiederholungen angebaut.
      Im Jahr 2025 erfolgt erstmals ein Testanbau aus der Ertragsprüfungsernte des Vorjahres als kleiner Feldbestand unter Praxisbedingungen auf einem Biobetrieb in der Nordheide.

    • Accorion Titel: Als Sortentyp angestrebt wird…, Accordion Copy:

      …eine Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung kombiniert mit einer mittleren Bestandeshöhe zur Abreife und zufriedenstellende Widerstandsfähigkeit gegenüber Schwarzrost, Mehltau und Blattflecken. Ausgeprägte Standfestigkeit mit mittellangen, überhängenden Ähren darf nicht fehlen, bei hinreichend stabiler Auswuchsfestigkeit und Stärkeviskosität möglichst großer Körner von mildem Geschmack. Letzteres nicht nur für die Brotherstellung, sondern auch damit die Ernte nötigenfalls zur Fütterung verwendet werden kann. Dabei soll die Vielfalt nicht zu sehr eingeengt werden, um eine Modifikation der Population durch einen anderen Züchter an anderem Ort nach vergleichbarer Vorgehensweise, jedoch vom Ablauf her später einsetzend, prinzipiell offen zu halten, denn das ist konzeptionell wünschenswert.

    • Accorion Titel: Bildekräftebeurteilungen, Accordion Copy:

      Eine erste Beurteilung einer Körnermischprobe aus der Zuchtgartenernte 2016 aufgrund der direkten Beurteilung von Bildekräften ergab folgenden Eindruck:
      Der Brust – Atem – Raum wird in milder Stimmung warm, weich fließend erweitert und das Zwerchfell durch roggentypische Luftaktivität gestärkt. Dabei erhält sich ein guter Stand auf dem Boden. Als seelische Stimmung stellen sich eine gerade Ehrlichkeit, eine Milde im Fühlen, Wachheit und Präsenz, sowie eine Stärkung inspirativer Möglichkeiten ein.
      Dies ist eine schöne, offene Ausgangssituation für die weitere Selektionsarbeit.
      Mehr zur Bildekräfteforschung...

    • Accorion Titel: Ermöglicher waren, sind und werden, Accordion Copy:

      Unterstützt wurde das Vorhaben anfänglich vom Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft (2010-2013) und dann vom Land Niedersachsen (2014 – 2019) und von Öko-Korn-Nord (2016-2019). Es ist wünschenswert, das Vorhaben mit Unterstützung von Verarbeitern, Anbauern und Roggenliebhabern nicht nur aus Niedersachsen bis zur praktischen Anbaureife weiterverfolgen zu können. Bislang muss jedes Jahr neu dafür geworben werden. Ganz bewusst soll der Projektaufwand unter 25.000 €/Jahr gehalten werden, um als Modell für die stete Weiterentwicklung einer Kultur mit geringerer Anbaubedeutung erkennbar zu bleiben, so dass diese den Anschluss an die Weiterentwicklung der Hauptkulturarten nicht verliert oder sogar der völligen Bedeutungslosigkeit anheimfällt.
      Helfen Sie auf diesem Weg gerne mit Ihrer Spende.

Hier geht es um ein Modellvorhaben, bei dem eine wenig genutzte Kultur wie Sommerroggen, die für bestimmte ökologisch bewirtschaftete Standorte wie sandige, nährstoffärmere, trockengefährdte Standorte aber eine sehr sinnvolle Alternative ist, mit einem der Nutzungsintensität angepassten Sortenentwicklungs- und -erhaltungsaufwand, der dann auch dauerhaft zu leisten sein könnte, zu neuer Attraktivität gebracht wird. Dabei wird ganz bewusst unter den für die Kultur typischen, extensiven und dabei zugleich ökologischen Bedingungen selektiert.