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Streifenkrankheit der Gerste

Streifenkrankheit der Gerste

Die Streifenkrankheit der Gerste (Drechslera graminea; s. Abb) ist eine samenbürtige Pilzkrankheit.

Pilzsporen, die sich auf den Blättern kranker Pflanzen bilden, werden vom Wind in die Blüten der gesunden Gersten geweht. Dort keimen sie aus und wachsen unter die äußere Samenhaut. Als Mycel gelangen sie mit den Samen zur Aussaat in den Boden und keimen zusammen mit der Gerste. Je nach Anfälligkeit der keimenden und sprossenden Gerstenpflanze breiten sie sich auf den Leitungsbahnen in der Gerste aus und schädigen die Gerste mehr oder weniger stark. Auf den infizierten Pflanzen bilden sich nur noch wenige Samen, die fast keinen Mehlkörper mehr aufweisen, sofern die Pflanzen nicht schon vor dem Ährenschieben völlig verkümmert sind. Für eine fortgesetzte Saatguterzeugung unter ökologischen Anbaubedingungen, bei der keine chemisch-synthetischen Saatgutbehandlungsmittel eingesetzt werden, ist eine möglichst geringe Anfälligkeit anzustreben. Ungünstige Witterung, insbesondere längere feucht-kalte Verhältnisse während der Keimung erhöhen die Anfälligkeit der Gerste. Dem kann vom Landwirt durch geschickte Wahl des Saatzeitpunktes mit raschem Auflaufen der Saat entgegen gewirkt werden. Leider kann man sich nicht immer auf eine für die Gerste entsprechend günstige Witterung und ein luftiges Saatbett verlassen. Um auch in diesen Fällen, den Befall möglichst gering zu halten, sind Sorten erforderlich, die auch bei etwas mehr Kühle und Feuchte während der Keimung einen gesunden Stoffwechsel aufrecht erhalten können, der dem Pilzwachstum unter natürlichen Verhältnissen keinen Angriffspunkt bietet. 

Bedeutung der Streifenkrankheit für die Ertragsbildung

Hinsichtlich des prozentualen Anteils von Pflanzen, die von der Streifenkrankheit befallen waren und dem prozentualen Ertragsverlust fand bereits SUNESON (1946) ein Verhältnis von 1:0.75 . Bei MATHUR et al. (1964) betrug das Verhältnis  1:0.8, bei  RICHARDSEN et al. (1976)  1:1 , bei   HANSEN, zitiert in TEKAUZ (1983) 1:0.6, bei  PORTA-PUGLIA et al. (1986) 1:0.9 und bei SKOU et al. (1992) betrug das Verhältnis 1:1.  Für die unterschiedlichen Verhältnisse gab möglicherweise den Ausschlag, wie stark die befallenen Pflanzen in ihrer Entwicklung bereits zu einem früheren oder erst einem späteren Stadium im Wachstum gehemmt wurden. Bei einem frühen Befall kann die Kompensation durch die gesunden Pflanzen größer, der Ertragsverlust entsprechend geringer sein. Ein Befall von bis zu 3% war nach METZ und SHAREN (1979) noch nicht nachweisbar ertragsschädigend.

Krankheitssymptome

GS Streifenkrankheit kleinePflKliene PflanzenBisher konnten je nach Gerstenmuster einige verschiedene Charakteristiken beobachtet werden. Erste Krankheitssymptome lassen sich im Feldanbau als dunkle Streifen entlang der Mitte des Blattes frühestens mit dem Beginn der Bestockung finden. Bei einigen sehr sensiblen Gerstenformen, insbesondere von äthiopischer Herkunft (z.B. PI 382625), bleiben die kranken Pflanzen sehr klein und dunkelgrün und kommen gar nicht erst zum Schossen.

 

 gs dg 615Blätter

Bei verhältnismäßig trockenen Witterungsverhältnissen während des Schossens können bei diesen Herkünften dann
die kranken Pflanzen völlig vertrocknen. Sind die kranken Pflanzen auf diese Weise noch vor der Blüte der gesunden verschwunden, können sie die gesunden Pflanzen auch nicht mehr infizieren.

gs dg 615aehKümmerliche ÄhrenBei einigen Herkünften treten die ersten Krankheitssymptome erst zum Schossen als streifenförmige Aufhellungen in Erscheinung, während bei anderen die Krankheit schon wesentlich weiter fortgeschritten ist. Im weiteren Verlauf erscheinen dann an den erkrankten Pflanzen kümmerliche Ähren mit Schrumpfkörnern.

Umgebungsbedingungen

Bedingungen während der Keimung, welche die Infektion mit der Streifenkrankheit begünstigen sind Temperaturen von 2°C über 21 Tage. Grundsätzlich sollen Bodentemperaturen unter 12°C die Infektion fördern (TEVIOTDALE und HALL 1976). Bei Temperaturen über 10°C sollen nahezu keine Infektionen mehr stattfinden (OBST 1993). Auf Nährböden wurden allerdings höhere optimale Temperaturen für das Wachstum des Pilzes gefunden. Wahrscheinlich ist bei höheren Temperaturen aber die Anfälligkeit der Gerste deutlich verringert. Sehr trockene und sehr feuchte Bedingungen scheinen der Krankheitsentwicklung abträglich zu sein (PRASAD et al. 1976).

Für eine Anfälligkeit der Gerste sind kühl-feuchte Bedingungen erforderlich, die den Gerstenstoffwechsel vereinseitigen. Bei der Streifenkrankheit handelt es sich also um eine kälte- und feuchtigkeitsbezogene Gerstenkrankheit.

Resistenztypen

SMITH (1929) unterschied drei Stufen der Infektion, die hier um weitere bekannte und erwartete Resistenztypen und Anfälligkeitsformen mit aktueller Terminologie ergänzt wurden.

  • „Cleistogamic“-Typ: Die Gerste blüht cleistogam oder bereits in der Blattscheide, so dass der Pilz nicht auf die Blüte gelangen kann.
  • „Hypersense“-Typ: Absterben nach Infektion des Meristems im Verlauf der Gerstenkeimung (SMITH 1929, 1. Stufe). Dies wäre eine extreme Übersensibilität (Hypersensibilität), die eine weitere Ausbreitung der Krankheit unterbindet, da sich keine Pflanzen mehr entwickeln können, auf denen sich der Pilz entfalten kann. Dieser Typ ist nur unterscheidbar, wenn befallene und nicht befallene Ähren unter gleichen Bedingungen geerntet und parallel zur Aussaat gebracht werden können, so dass ein eindeutig schwächerer Feldaufgang der Hypersensibilität angelastet werden kann.
  • „Sense“-Typ: Infektion der Blütenanlagen, wodurch der Haupttrieb vollständig unterdrückt wird. Diese Form der Sensibilität führt zu Pflanzen, die in der Bestockung verharren, sehr dunkelgrüne Blätter mit schmalen, braunen Streifen bilden und nur eine schwache Bewurzelung aufweisen. Bei extrem trockener Witterung gehen diese Pflanzen noch vor dem Ährenschieben der gesunden Pflanzen ein, wodurch sich der Pilz nicht weiter fortpflanzen kann. In Darzau zeigte PI 382625 eine solche Sensibilitätsreaktion.
  • „Suscept“-Typ: Streifenbildung bei einer lateralen Infektion der Blattanlagen (SMITH 1929, 2. Stufe). Dies entspricht dem typischen Krankheitsbild.
  • „Escape“-Typ: {Entwachsend} (SMITH 1929, 3. Stufe). Das 'Entwachsen' kann darin zum Ausdruck kommen, dass überhaupt keine Krankheitssymptome sichtbar werden, oder dass nach anfänglicher Erkrankung die Symptome vollständig überwunden werden. Das für die Sorte 'Modia' von SKOU und HAAHR (1987) bei Untersuchungen in Dänemark beschriebene „Escape“-Phänomen konnte bei dieser Sorte in Darzau noch nicht beobachtet werden. 'Modia' war in zwei Testjahren ohne Befall. Möglicherweise sind für diesen Ausprägungscharakter bestimmte Pilzrassen im Zusammenhang mit bestimmten Infektionsbedingungen und bestimmten Sorten erforderlich, so dass er sich schwer reproduzieren lässt.

 

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